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Bericht: VR/AR-Learning auf der AR/VR Conference München 2019

Am 14. Juni 2019 war die 5th International AR VR Conference 2019 an der Universität der Bundeswehr München Ort der Session „Chances and challenges of VR/AR-based learning approaches”, zu deren Gestaltung der GI-Arbeitskreis VR/AR-Learning eingeladen worden war. Es konnten fünf Referenten gewonnen werden, die mit ihren Vorträgen einem spannenden Einblick in den aktuellen, wissenschaftlich fundierten Stand des Lehrens und Lernens unter Nutzung von VR und AR-Technologien gaben. Im Einzelnen wurden die folgenden Themen behandelt:

  • Sebastian Habig von der Universität Duisburg-Essen stellte die Applikation Augmented Reality Chemistry (ARC) vor, die unter anderem auch mit dem diesjährigen AVRiL Preis für gelungene VR/AR-Lernszenarien ausgezeichnet wurde. Er ging insbesondere auf das didaktische Design und die lernpsychologischen Grundlagen der Applikation ein und stellte Studienergebnisse vor, die geschlechtsspezifische Unterschiede in der Effektivität der App nahelegen.
  • Nine Reining von der TU Braunschweig referierte über Ergebnisse aus dem Projekt ILehLe, in dem u.a. der Einsatz einer AR-App zur inhaltlichen Einführung und Sicherheitsunterweisung in einer Lernfabrik untersucht wurde. Dabei wurde die AR-App mit der Wissensvermittlung durch eine Multimedia-App auf dem Tablet verglichen. Ein äußerst bemerkenswertes Ergebnis – da nicht in Einklang mit der Literatur – war, dass die augmentierten Informationen auch als solche für die Nutzenden klar erkennbar sein sollten, da ansonsten – bedingt durch eine zu hohe Immersion ? – nicht mehr zwischen augmentierten Elementen und realen Elementen unterschieden wird.
  • Niklas Osmers von der TU Clausthal berichtete von den Ergebnissen einer qualitativen Expertenumfrage, die den Reifegrad beim didaktischen Einsatz von VR- und AR-Anwendungen ermitteln sollte. Wesentliches – und vermutetes Ergebnis – war, dass es noch erhebliches Optimierungspotential gibt und dass die bisherigen Anwendungen maximal bis zum Level 3 des Capability Maturity Modells eingesetzt werden. Verortnet im Gartner-Hype-Cycle ist ein Großteil der Anwendungen auf einem Weg zum Pfad der Erleuchtung unterwegs. Eine Evaluation der Effektivität von VR/AR-Anwendungen in der Lehre ist dringend notwendig. Weitere Ergebnisse der Studie können hier eingesehen werden.
  • Qi Guo von der Universität Stuttgart präsentierte eine Studie zur Vermittlung von Wissen zu physikalischen Sensoren mit Hilfe einer ebenfalls durch im diesjährigen AVRiL-Wettbewerb ausgezeichneten VR-Anwendung. Zielgruppe dieser Anwendung sind Berufsschüler. Ergebnisse der lernpsychologisch fundierten Studie waren überragende Werte für Flow und Immersion.
  • Den abschließenden Vortrag hielt Edwin Naroska von der Hochschule Niederrhein, der erste Ergebnisse des Projektes ARSuL vorstellte. ARSuL untersucht den Einsatz von VR und AR-Anwendungen in der Ausbildung. Beim Vergleich der Lernergebnisse eines Lernszenarios unter Nutzung der drei Varianten AR, VR und klassisches Training fiel auf, dass das Lernergebnis der VR-Variante hinter denen der beiden anderen zurückblieb. Mögliche Gründe werden derzeit untersucht.

Insgesamt zeigten die Beiträge und die anschließende Diskussion und Demosession das doch sehr vielfältige Einsatzgebiet von VR- und AR in Lernkontexten. Sie enthüllten zum einen die Potenziale dieser neuen Technologien, beispielsweise bei der Visualisierung, zeigten aber auch deutlich den noch hohen Forschungsbedarf, wenn beispielsweise von AR und VR ausgehende lernpsychologische Zusammenhänge noch nicht klar sind.

Die Beiträge im Einzelnen:

Die AR VR Conference ist ein internationaler Treffpunkt von Forschung, Herstellern und Anwendern von AR- und VR-Technologien. Die Konferenz zeichnet sich aus durch ihr breites Spektrum an Anwendungen und fand in diesem Jahr nach vier Jahren in Manchester zum ersten Mal in München statt.